Abholen statt abwarten
Stolz stehen sie vor dem rot-weißen Löschfahrzeug mit Heckpumpe, 2000 Liter Wasser pro Sekunde bei zehn Bar Druck. Sie, das sind fünf Mädchen und drei Jungen im Alter von 14 Jahren, alle im blauen Schutzanzug mit orangefarbener Schulterpartie. Neun neue Mitglieder hat die Jugendsparte der Freiwilligen Feuerwehr Kaikenried am 18. August 2021 aufgenommen – ein Rekord. Gab es früher immer vier bis sechs Neuzugänge pro Jahr, pendelte sich diese Zahl in den vergangenen Jahren bei nur einem Neumitglied ein.
Die Gründe für den Rückgang seien vielfältig, sagt der 1. Kommandant Jürgen Obermeier: „Jugendliche brauchen keinen Verein mehr, um sich zu vernetzen – sie sind es schon durch Social Media. Außerdem ist das Freizeitangebot größer.“ Um das Problem zu lösen, setzte sich Obermeier mit Jugendwartin Veronika Kauschinger und sechs anderen Kollegen zusammen. „Der klassische Infoabend im Gerätehaus ist für viele Jugendliche eine zu große Hemmschwelle. Wir haben also einen Jugendaktionstag ins Leben gerufen.“ Die Feuerwehrleute gingen persönlich auf die entsprechenden Jahrgänge zu. Sie luden nicht einzeln ein, sondern ganze Freundeskreise. Sie hielten keinen Vortrag, sondern planten einfach einen guten Tag, mit Wettbewerben, Spielen und Pizza. „Wir wollten die Jugendlichen abholen – und nicht länger darauf warten, dass sie zu uns kommen“.
In Kaikenried gilt seitdem: Wer sich für den Aktionstag anmeldet, wird mit dem Feuerwehrauto zu Hause abgeholt.