Menschen ihre Geschichte erzählen lassen – ein Gewinn!

Lieblingsorte: der Park, die Kneipe, das Freibad, die Bank am Fluss. Lieblingsplätze ihrer Bewohner und Bewohnerinnen erzählen etwas über eine Stadt – noch mehr aber über die Erzählenden selbst. Also rief das soziokulturelle Zentrum „MÜHLSTRASSE 14“ 2020 das Projekt „Leipzig, erzähl mir! Leipzig, hör zu!“ ins Leben. Seit 27 Jahren gibt es das gemeinnützige Begegnungszentrum in der Mühlstraße 14 schon. Es liegt im Stadtteil Reudnitz, wo Alteingesessene und Neuhinzugekommene leben, viele Menschen mit geringem Einkommen oder einer Einwanderungsgeschichte. Sie können sich in einem offenen Treff begegnen, gemeinsam zeichnen oder Musik machen, Lesungen hören, Theaterstücke sehen oder spielen. Es gibt aber auch Beratung und Unterstützung.
Auf die Idee zu „Erzähl mir, Leipzig!“ kam das Team um Luise Schöpflin und Wael Alhamed, weil der erste Schritt in ein Gespräch der schwierigste ist. Das Dreijahres-Projekt soll „möglichst vielen Menschen eine Stimme geben und unsere diverse Stadtrealität abbilden“, sagt Schöpflin. Bewusst haben die beiden Verantwortlichen ein Medienprojekt gewählt, um als ehrenamtliche Interviewer auch junge Leute anzusprechen, sie auf den Verein aufmerksam zu machen. Die Aufnahme, Aufbereitung und Vorführung der Audio-Interviews wiederum ist gekoppelt an Mit-Mach-
Angebote wie zum Beispiel Siebdruck, Buttons herstellen, Liegestühle bauen oder Kinderschminken. Auch die mediale Präsenz des Interviewformats hat neue Ehrenamtliche in die Mühlstraße geführt, die zum Beispiel Kulturveranstaltungen mit durchführen und eine Koch-AG organisieren. Was die Leipziger über ihre Lieblingsorte verraten haben, bekommen sie übrigens wieder zurück: Die Audios sind unter anderem im Stadtgeschichtlichen Museum zu hören.