Damit Engagement wieder möglich wird
Tom, Du bist bei der DSEE Abteilungsleiter im Bereich Finanzen und Verwaltung und warst 2002 beim Elbe-Hochwasser in Sachsen vor Ort. Wie sind Deine Erinnerungen dazu?
Unsere Tage waren davon bestimmt, uns untereinander zu helfen. Das war auch die größte Motivation in dieser schweren Zeit. Zu wissen: Du bist nicht allein. Man bekam dadurch einfach einen viel stärkeren Zugang zu seinen Mitmenschen. Das hat mich geprägt.
Du warst damals im Bereich Kinder- und Jugendsport beim Kreissportbund aktiv. Wie war das für Euch?
Wir befanden uns mitten im Aufbau der Jugendarbeit, um gemeinsam mit engagierten Jugendlichen Veranstaltungen wie zum Beispiel das Vorschulkindersportfest für etwa 600 Kinder- und Jugendliche umzusetzen. Diese wichtigen Angebote konnten wir plötzlich nicht mehr machen, weil einfach alles zerstört war.
Und aus meinen Erfahrungen wird der Wiederaufbau mindestens drei bis fünf Jahre dauern. Das ist gerade für das Engagement und die Freiwilligen in den Organisationen echt bitter. Was die Engagierten in Rheinland-Pfalz und Nordrhein-Westfalen jetzt brauchen, ist schnelle und unbürokratische Unterstützung, damit sie alle Formalitäten rund um den Wiederaufbau bewältigen können. Damit Engagement wieder möglich wird.
Wie beurteilst du aktuell die Rolle der Helfenden vor Ort?
Man muss sich das so vorstellen: Die Betroffenen haben derzeit keinen normalen Alltag mehr. Derzeit geht es da um nichts anderes, als die Beseitigung der Schäden. Da braucht man einfach die Gemeinschaft, damit es möglichst schnell wieder einen Alltag gibt. Und natürlich braucht es für den Wiederaufbau auch finanzielle Mittel.
Wie kann Deiner Meinung die DSEE da unterstützen?
Viele Schäden werden sich erst in den kommenden Jahren zeigen. Auch wir hatten damals Sportausrüstung, die wir sauber gemacht haben, um sie weiter zu nutzen. Nach ein paar Jahren stellte sich dann aber doch heraus, dass das Wasser die Bänke beispielsweise so angegriffen hatte, dass wir doch etwas Neues brauchten.
Wir bei der DSEE werden in den kommenden Jahren bei der Ausrichtung unserer Förderprogramme daher ganz klar schauen, dass wir – unter Berücksichtigung unseres Stiftungszwecks – Angebote entwickeln, die den vom Hochwasser betroffenen Vereinen und Projekten auch dann noch helfen. Bei unseren derzeitigen Förderprogrammen ist es ja so, dass sie an der ein oder anderen Stelle sicher bereits jetzt helfen können.
Tom Jerusel
Abteilungsleitung Finanzen und Verwaltung