Erste Daten des Fünften Freiwilligensurvey veröffentlicht
Der Freiwilligensurvey ist eine repräsentative Umfrage zum freiwilligen Engagement der deutschen Wohnbevölkerung ab 14 Jahren. Er wird seit 1999 alle fünf Jahre durchgeführt und ist Teil der Sozialberichterstattung zum bürgerschaftlichen Engagement in Deutschland. Für die fünfte Welle des Freiwilligensurveys wurden im Sommer 2019 insgesamt 27.762 Telefoninterviews geführt.
Wenngleich der 5. Freiwilligensurvey keine statistisch gesicherten Aussagen zum Stand des bürgerschaftlichen Engagements in Deutschland während der Corona-Krise liefern kann, bildet er eine wesentliche Grundlage für Stärkung von Engagement und Ehrenamt.
Warum das so ist und was in der Mitte März 2021 veröffentlichten Kurzfassung des Fünften Freiwilligensurveys zu finden ist, fassen wir hier zusammen.
Wer? Wie? Was? Engagementquote
In den letzten Jahren wurde die Zahl der Deutschen, die sich freiwilligen und unentgeltlich engagieren, in unterschiedlicher Höhe angegeben. Die Engagementquoten – also die Prozentangaben für freiwillig Engagierte in der Bevölkerung – schwanken ganz erheblich: Bei STATISTA werden für das Jahr 2019 zum Beispiel 21 Prozent (rund 17 Mio. Engagierte) genannt, im aktuellsten Freiwilligensurvey sind es 39,7 Prozent (rund 30 Mio. Engagierte).
Beide Engagementquoten beziehen sich auf die deutsche Wohnbevölkerung ab 14 Jahren. In beiden Erhebungen ist zu lesen, dass sie freiwilliges und unentgeltliches Engagement messen. Woher kommt dann der Unterschied von mehr als 18 Prozentpunkten beziehungsweise rund 13 Millionen Engagierten?
Die Erklärung dafür findet sich in der Methodik der Studien. Der Fragebogen der “Markt-Media-Studie” (VuMA), die STATISTA zitiert, enthält nur wenige Fragen zu ehrenamtlicher Tätigkeit. Der Fragebogen des Freiwilligensurveys dagegen dreht sich seit eh und je beinahe ausschließlich um das bürgerschaftliche Engagement. Außerdem wird im Freiwilligensurvey schon seit 1999 nicht unvermittelt nach einer Freiwilligentätigkeit gefragt, sondern zunächst nach öffentlichen Aktivitäten und dann nach freiwilligem Engagement. Wenn man so will, wird den Befragten als eine Art Einstiegsrampe zum Thema gebaut.
Beim Design von Fragebögen gilt im Allgemeinen, dass man umso mehr findet, was man sucht, je intensiver man danach fragt. Und im Freiwilligensurvey wird recht intensiv gefragt! Das ist aus unserer Sicht seine größte Stärke. Anders nämlich als andere Erhebungen, in denen freiwilliges Engagement und Ehrenamt sozusagen nebenbei abgefragt werden, stecken viele wertvolle Erkenntnisse über die die Entwicklung innerhalb der Bürgergesellschaft in den Daten des Freiwilligensurveys, die einen genaueren Blick lohnend machen.
Freiwilliges Engagement im Zeitvergleich
Etwa 30 Millionen Deutsche engagieren sich freiwillig und unentgeltlich. Wie sich die Engagementquote in den letzten verändert hat, wird im ersten Kapitel der Kurzfassung beschrieben. Ganz kurz zusammengefasst: Die Zahl der freiwillig Engagierten in Deutschland ist zwischen 1999 und 2014 gestiegen und zwischen 2014 und 2019 stabil geblieben.
Unterschiede und Ungleichheiten im freiwilligen Engagement
Nicht alle Bürger:innen sind gleichermaßen engagiert. Das Kapitel zu Unterschieden und Ungleichheiten im freiwilligen Engagement gibt nicht nur Aufschluss darüber, wie sich das Engagement bei verschiedenen Bevölkerungsgruppen in den letzten Jahren entwickelt hat, es zeigt auch auf, wo Unterschiede geringer werden (zum Beispiel zwischen Männer und Frauen) aber auch, wo Ungleichheiten zunehmen (zum Beispiel zwischen Menschen mit niedrigem, mittlerem und hohem Bildungsabschluss).
Gesellschaftliche Bereiche des freiwilligen Engagements
Bürger:innen engagieren sich in den verschiedensten gesellschaftlichen Bereichen. Das Kapitel hierzu gibt Aufschluss darüber, wie sich das Engagement in den jeweiligen Bereichen verteilt und welche Bevölkerungsgruppen es ausüben. Kurz zusammengefasst: Sport und Bewegung bleibt der bei Weitem größte Engagementbereich in der deutschen Bürgergesellschaft.
Engagement für Geflüchtete
Vor der Corona-Pandemie eine der größten gesellschaftlichen Herausforderungen: die Integration geflüchteter Menschen. Wie hat sich das Engagement in diesem Bereich in den letzten fünf Jahren entwickelt? Kurz zusammengefasst: Während sich rund 12 Prozent der Deutschen zwischen 2014 und 2019 für die geflüchtete Menschen engagieren, engagierten sich 2019 hier noch etwa 8 Prozent.
Zeitlicher Umfang der freiwilligen Tätigkeit
Seit Jahren ist ein Trend zu einem geringeren zeitlichen Umfang des Engagements zu beobachten. Schon in der Kurzfassung zum 5. Freiwilligensurvey wird dargestellt, inwieweit sich dieser Trend fortsetzt. Ein besonderes Augenmerk gilt hierbei, in welchem Umfang sich verschiedene Bevölkerungsgruppen engagieren.
Leitungs- und Vorstandsfunktionen in der freiwilligen Tätigkeit
Ehrenamtlich getragene Organisationen wie Vereine stellen einen wichtigen Rahmen für das freiwillige Engagement dar. Welcher Anteil der Engagierten übernimmt als Vorstand oder Leitungskraft Verantwortung in diesen Organisationen? Und welche Bevölkerungsgruppen sind es, die diese Funktionen übernehmen? Kurz zusammengefasst: Die Zahl der Ehrenamtlichen in Vorstands- und Leitungsfunktionen ist seit 2014 bei etwa 27 Prozent aller Engagierten stabil geblieben.
Nutzung des Internets für die freiwillige Tätigkeit
In einem guten Jahr Corona-Pandemie haben sich viele Engagierte an Online-Tools gewöhnt. Wie die Startbedingungen für diesen Digitalisierungsschub waren – sprich, wie es vorher aussah und welche Rolle das Internet für das Engagement gespielt hat – zeigt dieses Kapitel auf. Kurz gefasst: Ein großer Teil der freiwillig Engagierten nutzt das Internet im Engagement; ein großer Teil aber eben auch nicht.
Unser Fazit zur Kurzfassung des Fünften Freiwilligensurveys
Die Lektüre lohnt! Schon in der Kurzfassung zum Fünften Freiwilligensurvey stecken viele wertvolle Erkenntnisse. Zum Beispiel, dass die Geschlechterunterschiede im freiwilligen Engagement insgesamt abgenommen haben, in ehrenamtlichen Vorstands- und Leitungsfunktionen aber noch recht hoch sind. Unter den Frauen der sogenannten “Boomer-Generation” dürfte es entsprechend viel Potenzial für das Ehrenamt geben. Aber auch, dass sich die absolute Zahl der freiwillig Engagierten in Vorstands- und Leitungsfunktionen seit Jahren trotz der positiven Entwicklung des bürgerschaftlichen Engagements kaum merklich veränderte, deutet darauf hin, dass sich das Ehrenamt im Verein als zunehmend anspruchsvolle Aufgabe entwickelt.