Ein digitales Dorf, viele Ideen
Rückblick auf das BarCamp Engagiertes Land
Über 200 Teilnehmer:innen, 23 Sessions und viele tolle Beispiele, wie Engagement auf dem Land gelingen kann. Da wurde es manchmal ganz schön eng im digitalen Dorf des BarCamps „Engagiertes Land“, das BBE und DSEE gemeinsam veranstaltet haben.
Überall eilten Avatare der Teilnehmer:innen herum und bereits auf dem Weg zu den Sessions bot sich die Gelegenheit, sich mit anderen Engagierten auszutauschen.
Und in den Sessions in der (digitalen) Kneipe, Scheune oder Dorfladen ging es weiter: Engagierte stellten ihre Projekte vor und diskutierten mit anderen, wie sie sich weiterentwickeln, transferieren oder sich weitere Mitstreiter:innen für sie gewinnen lassen.
Eingereichte Sessions
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Wer war mit dabei
Dadurch wurde nicht nur die Vielfalt des Engagements auf dem Land deutlich. Es zeigte sich auch, was die Engagierten auf dem Land umtreibt. Drei Schwerpunkte haben sich dabei herausgestellt:
1. Digitalisierung
Ob eine App, mit der Gleichgesinnte zusammenfinden, die Online-Tools, mit der sich die Vereinsverwaltung einfacher organisieren lässt oder der digitale Dorffunk, mit dem vor Ort Neuigkeiten verbreitet werden: So vielfältig die Möglichkeiten digitaler Instrumente, so zahlreich sind auch die Herausforderungen: Welche Tools sind die besten? Wie kann ich noch mehr Nutzer:innen von meiner App begeistern? Das sind nur einige der Fragen, die gestellt wurden. Viele haben sich auf den Weg gemacht, die Chancen der Digitalisierung zu nutzen. Jetzt gilt es die Fragen zu beantworten, die auf diesem Weg aufkommen.
Einfach selber machen - Wie digitale Dörfer die Corona-Pandemie aktiv gestalten
Es gibt viele Möglichkeiten auch während des Corona-Lockdowns, in dem Dorf- und Vereinsleben reduziert sind, das soziale Miteinander und die Gemeinschaft vor Ort zu stärken: Ob die DorfPage neu zu gestalten, den DorfFunk zu erproben oder für die digitale Dorfchronik spannende Dorfgeschichten mit dem Camcorder aufzunehmen. Höxter zeigt, was alles geht. Und es zeigt sich, dass vieles gar nicht so anders ist, wie im Dorfleben „offline“: Informationen verbreiten sich zum Beispiel auch bei digitalen Möglichkeiten von Mund-zu-Mund. Wenn diese Aktivitäten nicht fest institutionalisiert sind, wie zum Beispiel über die Kreisentwicklung der Kommune, bleibt es jedoch herausfordernd, sich von Projekt zu Projekt zu hangeln.
2. Beteiligung
Es gibt fast immer Engagierte vor Ort, die die Dinge in die Hand nehmen. Aber wie lässt sich sicherstellen, dass auch andere Gehör finden? Und wie motiviert man sie dazu, sich einzubringen und mit anzupacken. Und wie finden unterschiedliche Gruppen zusammen? Es hat sich gezeigt: Oft braucht es Orte, die Menschen sichtbar machen und ihnen Freiheit und Austausch ermöglichen.
Zwei Schritte zurück, drei Schritte nach vorn
Meist gibt es Leute im Dorf, die vorangehen. Auch in Witzin passiert Einiges. Von Streuobstwiese, Solarlampen über Multifunktionshalle, Bioenergiedorf bis zur Eröffnung der neuen Pension Freigeist: Doch für die Alteingesessenen sind nicht alle Veränderungen so einfach hinnehmbar. Es ist aber wichtig, möglichst viele Menschen mitzunehmen und sich untereinander auszutauschen. In der Session wurden einige gute Ansätze zusammengetragen, wie das gelingt. Dazu zählen die Schnack-Box, eine Lösung für Videokonferenzen, bei der auch weniger Technik-affine Menschen sich austauschen können oder der Dorf-Bote Witzin, bei dem einfach mal mit dem Megafon im Dorf die wichtigsten Neuigkeiten verbreitet werden. Damit wird der Grundstein gelegt, um gemeinsam über Entwicklungsprozesse in der Dorfgesellschaft zu sprechen.
Dorfwerkstätten: Ehrenamt vor Ort stärken
Ob die Nutzung einer alten Turnhalle, die Einrichtung eines Cafés in einer geschlossenen Schule oder der Bau eines Backhauses als Treffpunkt: Dorfwerkstätten zeigen, dass Bürger:innen mit anpacken, wenn die Kommune sie fragt, was sie benötigen. Bürger:innen, Vereine und Gruppen vor Ort sagen, was sie brauchen oder wünschen, die Kommune gibt Hilfe zur Selbsthilfe. Zwei Hürden gilt es zu überwinden: Zum einen ist eine gewisse Skepsis der Bürger:innen gegenüber der Verwaltung zu beobachten, wenn sie die Dorfwerkstätten durchführt. Und das Engagement muss auf Dauer gestellt werden. Teilweise arbeiteten Gruppen nach der Starthilfe zwar ohne Begleitung weiter. Die Gruppen lösen sich aber oft nach Umsetzung der Projekte wieder auf.
3. Vernetzung
Ob der lokale Verein, der sich mit anderen vor Ort vernetzt oder Demokratie-Initiativen, die sich auf regionaler Ebene austauschen: Vernetzung ist an vielen Stellen zu beobachten. Gleichzeitig stellt sich auch immer wieder die Frage, wie die Vernetzung am besten organisiert werden sollte. Was sind die Themen? Wen müssen wir zusammenbringen? Welche (hauptamtlichen) Strukturen braucht es? Mit der richtigen Form der Vernetzung lässt sich viele gewinnen: Gemeinsame Ideen und gebündelte Kräfte bei der Umsetzung. Darüber hinaus merkt man, dass es auch andere gibt, die am gleichen Strang ziehen.
Jugend – Demokratie – Nachhaltigkeit, Jugendbeteiligung in ländlichen Räumen stärken und vernetzen
Im Saarpfalz-Kreis entsteht aus der intensiven Vernetzung der Akteur:innen eine Jugendbeteiligungsstrategie, die Demokratiebildung und Bildung für nachhaltige Entwicklung verzahnt. In der Partnerschaft für Demokratie widmen sich die lokalen Schülervertretungen und die Fachkräfte der Jugendarbeit insbesondere selbstverwalteten Jugendtreffs, in denen Demokratie gelernt und gelebt wird. Wichtiges Fazit: Es braucht mehr Sichtbarkeit der Jugend im ländlichen Raum.
Engagementförderung im ländlichen Raum Ostdeutschlands - Herausforderungen, Potenziale und Ideen für gute Praxis
Der Ehrenamts-Stammtisch der Stadt Römhild ist eines von vielen gelungenen Beispielen, wie verschiedene Engagierte vor Ort zusammengebracht werden können. Dieses und weiter Beispiele, die in der Broschüre „Engagementförderung in Ostdeutschland“ zusammengefasst sind, zeigen: In den ostdeutschen Bundesländern, die wesentlich stärker von Ländlichkeit geprägt sind als die in Westdeutschland, sind bereits viele Bürger:innen engagiert und tauschen sich aus. Es bestehen dennoch Herausforderungen, wenn es darum geht, die entstandenen Netzwerkstrukturen dauerhaft zu etablieren.
Fazit
Fest steht: Wir alle haben in dem virtuellen BarCamp einiges gelernt. Ein digitales Dorf bietet viele Möglichkeiten, die andere Online-Formate nicht haben. Und es macht vor allem Spaß. Ein wenig Aufwand macht es zwar, aber der lohnt sich.
Auch inhaltlich war es lehrreich. Die diskutierten Themen bestärken uns darin, dass wir mit dem Netzwerkprogramm „Engagiertes Land“, das wir 2021 mit einer Pilotphase starten, auf dem richtigen Weg sind: Denn viele der aufgeworfenen Fragen lassen sich gemeinsam besser beantworten: Ob im Netzwerk für Engagement und Beteiligung vor Ort oder im Austausch mit anderen Gemeinschaftsinitiativen, die Engagement auf dem Land unterstützen wollen. Und einige Anregungen zur Beantwortung der Fragen hat das BarCamp bereits geliefert.
Es gibt viel Potenzial für Engagement auf dem Land. Das wollen wir zur Entfaltung bringen.
Barcamp Engagiertes Land
Ob im dichtbesiedelten Speckgürtel oder in abgelegenerer Lage – Engagement macht den Unterschied. Überall engagieren sich Menschen und packen gemeinsam für die Sachen an, die ihnen wichtig sind. So öffnet die verfallene Scheune ihre renovierten Tore als Begegnungsort, der Fußball-Nachwuchs kann dank ehrenamtlicher Übungsleiter:innen trainieren oder die Feuerwehr organisiert das Dorfsommerfest.
Doch allein lässt sich vor Ort nur schwer etwas bewegen. Erst wenn viele Akteur:innen zusammenarbeiten, können sie auf die Fragen des Zusammenlebens gemeinsam Antworten finden, die verschiedene Perspektiven vor Ort verbinden und damit auch neue, innovative Wege ermöglichen.
Treffen im Digitalen Dorf
Wir treffen uns zu unserem BarCamp „Engagiertes Land“ in einem digitalen Dorf. Das verspricht viel Spaß und bietet zahlreiche Möglichkeiten. Ihr könnt Euch zum Beispiel mit Avataren bewegen und so – fast wie bei Veranstaltungen vor Ort – mit anderen direkt in den Austausch kommen.
Anleitung: Wie man sich in unserem digitalen Dorf bewegt und austauscht, erklären wir hier ausführlich.
Diese Art der Veranstaltung mag für den einen oder die andere noch ungewohnt sein, aber wenn Ihr angemeldet seid, könnt ihr am Abend vor dem BarCamp auch schonmal vorbeischauen (ab 18:00 Uhr). Dann könnt ihr nicht nur ausprobieren, wie das funktioniert, sondern auch schon andere Teilgeber:innen kennenlernen.
Ein Barcamp für Euch und mit Euch
Ob kleine Initiative oder großer Verein, ob Verbands- oder Verwaltungsvertreter:in, wir wollen alle ins Gespräch bringen und gemeinsam darüber diskutieren, was Engagement in ländlichen Räumen bewegen kann, was es dazu braucht und welche Ansätze zur Förderung des Engagements bereits erfolgreich sind.
Darum geht es
- Wie können Engagementstrukturen und Vereine in ländlichen Räumen wirkungsvoll gestärkt werden?
- Wie können lokale Netzwerke aufgebaut werden?
- Wie gelingt es, dass Netzwerke für alle offen und zugänglich sind – zum Beispiel sowohl für Alteingesessene als auch für Zugezogene?
- Welche Folgen birgt die Corona-Pandemie für Vereine und Netzwerke?
Rules of Barcamp
Ein BarCamp ist ein offenes Konferenzformat, das ohne „Keynotes“ und Hierarchien auskommt. Alle Teilnehmenden sind gleichermaßen Teilgebende. Alle können sich mit Ihren Fragen und mit Ihrem Wissen einbringen, selbst sogenannte „Sessions“ (max. 45-minütige Kurzworkshops oder Diskussionsrunden) geben und die Konferenz-Inhalte mitgestalten. Das Format ist nur der Rahmen, das BarCamp seid Ihr!
Und noch was: Ja, üblicherweise wird auf BarCamps geduzt – ein guter Weg, Hierarchien zu vermeiden. Um darüber hinaus echte Partizipation zu ermöglichen, gibt es außerdem noch ein paar Regeln: die „Rules of BarCamp“
DSEE-BARCAMP #ELA21
am 21. April 2021, von 14:00 bis 18:30 Uhr
in
Sessions, mit über
Interessierten.