Barfuß durch die Heimatgeschichte

Heimatmuseen: In der Vorstellung vieler Menschen sind das Räume voller alter Möbel und Vitrinen, vielleicht interessant, aber immer auch ein bisschen verstaubt. Chistopher Vila kennt das Vorurteil, und es macht dem Prozessmanager, der ehrenamtlich das Heimatmuseum in Egling an der Paar leitet, große Freude, damit gründlich aufzuräumen.

Seit zwei Jahren steht der 34-Jährige dem Kultur- und Heimatverein vor, der das Museum betreibt, und hat seither eine grundlegende Kurswende eingeleitet. Eine seiner ersten Amtshandlungen war es, für das 20 Jahre alte Museum einen Internetzugang einzurichten – und die Mitgliedschaft im Verein für unter 30-Jährige kostenfrei anzubieten. „Sind wir doch ehrlich: Wenn junge Menschen im Fußballverein, bei der Feuerwehr und den Schützen sind, dann ist die Mitgliedschaft im Heimatverein die erste, die gekündigt wird, wenn es finanziell knapp ist. Aber für uns ist es wichtig, dass die Jungen mitmachen und sich einbringen.“

Grundsätzlich sei es nötig, „das Ehrenamt neu zu denken“, sagt Vila: „Wenn ein Museum Projekte, Workshops oder Ausstellungen veranstaltet, dann soll jeder mitmachen können, auch wenn es nur für diese eine Ausstellung oder projektbezogen ist.“ Und: Das Engagement müsse den Freiwilligen einen erkennbaren Mehrwert bieten.

Einen solchen schafft er beispielsweise mit dem Projekt „Barfuß durch die Heimatgeschichte“ – abgeleitet vom Begriff “Barfußhistoriker” für ehrenamtliche Heimatforscherinnen und -forscher. Die Workshops vermitteln Grundwissen in Sachen Genealogie, die Teilnehmenden lernen alte Schriften lesen und professionelle Datenbanken nutzen. Am Ende der Workshopreihe erhalten die Interessierten ein individuelles Ahnenforschungsheft mit ihrer Familiengeschichte.

Barfußgeschichte professioneller machen

Geschichte, sagt Vila, beginne meist vor der eigenen Haustür oder noch davor: In fast jeder Familie gebe es alte Briefe oder Unterlagen mit Bezug zur regionalen Historie, „aber die kann kaum noch jemand lesen“. Deshalb brauche es Professionalisierung; die Befähigung, sich mit der eigenen Geschichte zu befassen und sie aufzuarbeiten. Oft seien Heimatmuseen allenfalls „ein schönes Fenster in die gute alte Zeit“ – eine wirkliche Auseinandersetzung mit Geschichte und ihren Nachwirkungen in die heutige Zeit gelinge so kaum.

Dass es in Egling inzwischen anders ist, liegt auch an der Deutschen Stiftung für Engagement und Ehrenamt (DSEE). Bei unserem Mikroförderprogramm hat Vila Mittel für sein Barfuß-Projekt beantragt – und bekommen. Für ihn ist diese Förderung etwas ganz Besonderes: „Museumsmacher bekommen natürlich Fördergelder für Infrastruktur, für ganz bestimmte Sachmittel. Was wir in der Regel nicht bekommen, ist Geld für Weiterbildung – also dafür, Leute zu befähigen, selbst tätig zu werden.“ Das Geld der DSEE habe er genau dafür einsetzen können: „Damit konnten wir uns professionelle Referentinnen und Referenten etwa für Schriftkultur und Ahnenforschung in unsere Workshops holen. Jeder, der sich mit Stammbäumen befasst, kennt diesen Moment, an dem es nicht weitergeht. Wenn mir dann ein Profi Tricks und Kniffe verrät, kann es weitergehen. Und das ist dann ein echter Ansporn.“

Grafik mit einer Schreibfeder. Text: Ehrenamt schreibt Geschichte. Der Eklig e.V. kann mit unserer Mikroförderung ein Starterpaket für Laienhistoriker herausbringen sowie die Honorarkosten für Workshops in Ahnenforschung und Paläographie decken.

Über die Organisation

Das Heimatmuseum Egling versteht sich als Geschichts- und Kulturspeicher der Orte Egling a. d. Paar, Heinrichshofen und des Weilers Hattenhofen. Das Museum ist sozialer Begegnungsort und Lernwelt, indem Geschichte(n) von und für Menschen erzählt werden. Gefördert und betrieben wird das Heimatmuseum vom Kultur- und Heimatverein Egling e. V. in ehrenamtlicher Arbeit.

Kontakt

Kultur- und Heimatverein e. V.
Hauptstraße 1
86492 Egling a.d.Paar

Tel: 08206/4470466
E-Mail: info@heimatmuseum-egling.de