Die Programme greifen optimal ineinander
Viele Menschen kennen die Tafeln aus dem Bereich der Lebensmittelrettung. Wir sammeln Überschüsse dort ein, wo sie anfallen und bringen sie zu den Menschen, die sie dringend brauchen. Mit der Hilfe von rund 60.000 Freiwilligen retten wir so 265.000 Tonnen Lebensmittel für unsere über 1,6 Millionen Kunden. Außerdem sind wir längst mehr als eine reine Lebensmittelausgabe. Die Tafeln bieten auch Hausaufgabenhilfen, Kochkurse, Seniorencafes und vieles mehr an. Wir freuen uns sehr, dass wir in ganz Deutschland zu Orten der Begegnung geworden sind und Menschen zusammenbringen, die sich sonst nicht treffen würden. Auch unsere Ehrenamtlichen kommen oft aus ganz unterschiedlichen Welten. Sie eint der Wunsch, etwas Gutes tun zu wollen und ihre Begeisterung für die Arbeit der Tafeln – ich nenne das, das „Tafel-Fieber“.
2016 haben wir die Tafel-Akademie gegründet. Hier machen wir nicht nur Bildungsangebote, wir beschäftigen uns auch mit der Frage, wie sich die Tafeln noch besser für die Zukunft aufstellen können. Die Akademie ist sozusagen unser Innovationszentrum, der Ort, an dem wir die Grundsteine für Veränderungen legen.
„Viele Tafeln haben noch nicht einmal einen Computer“
Während des ersten Lockdowns musste knapp die Hälfte der Tafeln vor Ort schließen. Inzwischen haben die Tafeln unsere Ausgaben an die geltenden Vorschriften angepasst und tun alles dafür, die Gesundheit unserer Ehrenamtlichen und die der Kunden zu schützen. Die aus Hygienegründen sinnvolle Reduzierung der Kontakte hat leider dazu geführt, dass wir „das Ohr“ nicht mehr so nah an den Menschen haben, wie wir uns das eigentlich wünschen. Für uns ist das eine große Herausforderung und wir beschäftigen uns sehr mit der Frage, was wir tun können, um die Einsamkeit der Menschen zumindest etwas zu verringern.
Die Digitalisierung spielt dabei eine wichtige Rolle. Sie kann uns zumindest teilweise dabei helfen, im Austausch miteinander zu bleiben. Leider haben viele Tafeln noch nicht mal einen Computer. Vor Corona war das kein Problem, jetzt sind diese technischen Voraussetzungen zwingend nötig für unsere Arbeit. Wir erreichen die Menschen ansonsten einfach nicht mehr.
Mit der Unterstützung der Deutschen Stiftung für Engagement und Ehrenamt konnten wir rund ein Drittel der Tafeln in Deutschland mit der grundlegenden Technik ausrüsten. Für uns ist das eine enorme Erleichterung. Wir werden die Kunden- und Mitgliederverwaltung weiter digitalisieren und Coachings für die Ehrenamtlichen anbieten, die bisher noch nicht so digitalaffin sind. Außerdem hoffen wir, dass wir durch die neuen, digitalen Möglichkeiten noch mehr junge Menschen für unsere Arbeit begeistern können – im besten Fall können sie dann auch die ältere Generation im Umgang mit der Technik unterstützen.
Digitale Plattform für Supermärkte
Über eine digitale Plattform sollen Supermärkte in Zukunft die Möglichkeit haben, ihre überschüssigen Lebensmittel einzutragen. Bisher wissen unsere Fahrerinnen und Fahrer nie was sie erwartet, bevor sie zu einem Betrieb kommen. Zukünftig sollen sie das ganz einfach über ihr Tablet checken können. Die Entwicklung der Plattform wird durch das Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft gefördert. Dank der Stiftung für Engagement und Ehrenamt können wir nun auch entsprechende Hardware anschaffen und unsere Ehrenamtlichen damit ausrüsten. Die Programme greifen hier optimal ineinander, das ist toll zu sehen.
Tafel Deutschland e.V.
Evelin Schulz
Geschäftsführerin
schulz@tafel.de
www.tafel.de