Digitaler Erstkontakt zwischen Mensch und Tier
Als Tierschutzverein betreiben wir ein Tierheim in der Nähe von Kassel. Im Schnitt leben bei uns um die 80 bis 100 Hunde und Katzen, manchmal auch andere Tiere. Von Januar bis Dezember dieses Jahres haben wir etwa 650 Tiere bei uns aufgenommen und versorgt. Ohne die Hilfe unserer ehrenamtlichen Helferinnen und Helfer wäre das nicht möglich.
Mit Beginn der Pandemie hat sich unsere Arbeit ganz drastisch verändert. Früher sind die Menschen zu uns ins Tierheim um sich umzusehen und zu verweilen. Sie konnten sich alle Tiere in Ruhe anschauen und haben sich dann vielleicht für eines entschieden, über das sie mehr wissen wollten. Es gab die Möglichkeit, unsere Tierpflegerinnen und Tierpfleger direkt anzusprechen. Dank ihres umfassenden Wissens über unsere Tiere konnte so vor Ort geklärt werden, ob ein Tier zum jeweiligen Menschen passt.
Menschen sehen unsere Tiere zuerst nur online
Durch Corona hat sich das extrem gewandelt. Wir dürfen keine Besucherinnen und Besucher mehr ins Tierheim lassen. Die Menschen sehen unsere Hunde und Katzen deshalb zuerst einmal nur online – entweder auf unserer Homepage oder in den Sozialen Medien.
Die weitere Kontaktaufnahme geschieht nun ausschließlich über Telefon oder E-Mail. Im Anschluss wird eine ausführliche Selbstauskunft an die Interessentinnen und Interessenten verschickt, die wahrheitsgemäß ausgefüllt und zurückgeschickt werden muss. Unsere Tierpflegerinnen und Tierpfleger prüfen dann, ob Mensch und Tier zusammenpassen könnten. Nur, wenn auf den ersten Blick alles stimmt, laden wir die Interessentinnen und Interessenten zu einem Kennenlernen ins Tierheim ein. Sie bekommen einen festen Termin, damit nie zu viele Menschen gleichzeitig bei uns sind. Das funktioniert gut und wird auch sehr gut angenommen.
Viele vermissen allerdings die Möglichkeit, am Wochenende durchs Tierheim zu schlendern, sich die Tiere in Ruhe anzuschauen und auch mal zum Streicheln in die Katzenbereiche zu gehen. Das ist seit Pandemiebeginn nicht mehr möglich, was auch für die Tiere sehr schade ist. Die Hunde finden es vielleicht nicht ganz so schlimm aber bei den Katzen merken wir schon, dass sie ein bisschen vereinsamen. Wir hatten sonst auch immer ehrenamtliche Katzenstreichlerinnen und Katzenstreichler bei uns zu Gast – die fehlen in den letzten Monaten schon sehr. Der Kontakt zu Menschen und die Verbindung, die sie zu den Tieren eingehen, ist auch für die Tiere wichtig – außerdem bedeutet jeder Besuch auch ein bisschen Abwechslung im Tierheimalltag.
Mehr digitale Öffentlichkeitsarbeit
Nicht nur der erste Kontakt zwischen Menschen und Tieren findet nun digital statt. Wir haben ganz schnell auch gemerkt, dass wir unsere Arbeit auch in anderen Bereichen viel mehr digitalisieren müssen. Zum Beispiel machen wir inzwischen deutlich mehr digitale Öffentlichkeitsarbeit als früher. Wir haben eine neue Homepage, die wir barrierefrei gestaltet haben. Außerdem haben wir unser Instagram-Profil, das die letzten Jahre ein bisschen vor sich hingedümpelt hat, wieder ins Leben gerufen, und wir sind bei Facebook sehr aktiv. Drei unserer Ehrenamtlichen kümmern sich nur um Instagramm, drei nur um Facebook und zwei ausschließlich um unsere Website. Die Kommentare und Fragen, die dann eingehen werden automatisch an unsere Tierpflegerinnen und Tierpfleger weitergeleitet. Die kennen die Tiere am besten und können daher auch am besten antworten.
Förderung kam zum richtigen Zeitpunkt
Je mehr wir online unterwegs waren und je mehr wir digital machen wollten, desto stärker ist aufgefallen, dass wir bisher eher kläglich ausgerüstet waren, was Technik angeht. Wir hatten zwei ältere Computer – das war es eigentlich. Unsere Ehrenamtlichen mussten alles mit ihren eigenen Geräten machen.
Die Förderung durch die Deutsche Stiftung für Engagement kam deshalb wirklich zum richtigen Zeitpunkt und hat uns bei der Umstellung in den vergangenen Monaten sehr geholfen, nicht nur was die Öffentlichkeitsarbeit und unsere Präsenz in den Sozialen Netzwerken angeht. Wir konnten zum Beispiel auch unsere Vorstandsitzungen online abhalten und neue Arbeitsgeräte für die Mitarbeiterinnen in der Verwaltung anschaffen. Außerdem haben die Tierpflegerinnen und Tierpfleger Tablets bekommen, um die große Flut an E-Mails und Anfragen zu den Tieren beantworten zu können.