Professionelles Umfeld für Ehrenamtliche schaffen

Was hab‘ ich?“ ist eine Webseite, die wir ins Leben gerufen haben, um für Patientinnen und Patienten leicht verständliche Übersetzungen ihrer Befunde zu erstellen. Es funktioniert so: Patientinnen und Patienten können uns ihren Befund, den sie vom Arzt oder Krankenhaus bekommen haben, digital zusenden. Unsere Ehrenamtlichen – das sind Medizinstudierende, Ärztinnen und Ärzte – übersetzen dann die Fachsprache in leicht verständliche Sprache.

Die größte Motivation: Den Menschen helfen

In den vergangenen zehn Jahren haben wir über 46.000 Befunde übersetzt. Der Bedarf nach unseren Befund-Übersetzungen ist wirklich sehr groß. Deshalb haben wir auch eine Warteliste eingerichtet. Für unsere Ehrenamtlichen ist das ganz schön viel Arbeit. Pro Befund brauchen sie bis zu fünf Stunden, weil sie nicht einfach Wort für Wort übersetzen, sondern zum Beispiel auch Hintergrundinformationen geben. Ihre größte Motivation ist, dass sie den Menschen dadurch wirklich helfen können. Denn wenn Patientinnen und Patienten vollständig verstehen, was der Arzt bzw. die Ärztin geschrieben hat, können sie danach bewusster mit ihrer Erkrankung umgehen. Sie können zum Beispiel informierte, bewusste Entscheidungen zur weiteren Behandlung treffen.

Über 80 Prozent der Patientinnen und Patienten geben uns nach ihrer Übersetzung ein Feedback. Fast alle sagen, dass ihnen die Übersetzung geholfen hat. Viele sind extrem dankbar. Wenn man selbst noch nie in der Situation war, kann man sich vielleicht gar nicht vorstellen, wie das ist, den eigenen Befund zu lesen und das Gefühl zu haben: „Oh Gott, ich verstehe kein Wort.“ Vielen Menschen macht das Angst. Das kann dann dazu führen, dass sie sich nicht an die verordnete Therapie halten. Durch die Rückmeldungen wissen wir, dass viele unserer Nutzerinnen und Nutzer erst dank der Übersetzung wirklich verstehen, was sie haben.

Kommunikation: nachhaltig und verständlich

Gleichzeitig bilden wir Medizinerinnen und Mediziner in leicht verständlicher Kommunikation aus. Wenn Ärztinnen und Ärzte einmal gelernt haben, wie sie mit ihren Patientinnen und Patienten sprechen müssen, um tatsächlich verstanden zu werden, können sie es hoffentlich ihr Berufsleben lang anwenden. Die Kommunikationsausbildung ist also sehr nachhaltig: Die Menschen, die zu diesen Ärztinnen und Ärzten kommen, benötigen im Idealfall keine Befundübersetzung mehr.

In den letzten Jahren haben wir unsere Ausbildung immer weiter verbessert. Über 2000 Medizinerinnen und Mediziner konnten wir in den vergangenen zehn Jahren in verständlicher Kommunikation ausbilden – und wir wünschen uns, dass noch viele dazu kommen. Allerdings kostet es aktuell noch sehr viel Zeit, die einzelnen Teilnehmerinnen und Teilnehmer zu schulen. Unsere hauptamtlichen Mitarbeiterinnen betreuen sie in allen Schritten der Ausbildung persönlich und telefonieren dabei mehrmals ausführlich mit ihnen. Es ist also sehr individuell und deshalb sehr zeitintensiv.

Um künftig noch mehr Medizinerinnen und Mediziner erreichen zu können, haben wir das Ausbildungskonzept überarbeitet und freuen uns, dass wir unsere Pläne mit Hilfe der Deutschen Stiftung für Engagement und Ehrenamt auch umsetzen können. Wir werden in Zukunft mit Videotutorials arbeiten und stärker auf interaktive Übungen setzen. So können wir deutlich mehr Menschen ausbilden. Gleichzeitig bringen wir unsere digitalen Tools auf den neuesten Stand. Damit schaffen wir für unsere Ehrenamtlichen ein professionelles Umfeld, das der Bedeutung ihres Engagements gerecht wird.

„Was hab‘ ich?“

Beatrice Brülke, Kommunikationsmanagerin

beatrice.bruelke@washabich.de
www.washabich.de