Grüne Grafik mit einer gelben gezeichneten Glühbirne. Text: #EngagiertGeforscht. ZZE & HS Neubrandenburg. Engagement, Gemeinwirtschaft & Daseinsvorsorge Studienbericht

Engagement, Gemeinwirtschaft und Daseinsvorsorge

Grüne Grafik mit einer gelben gezeichneten Glühbirne. Text: #EngagiertGeforscht. ZZE & HS Neubrandenburg. Engagement, Gemeinwirtschaft & Daseinsvorsorge Studienbericht

Schlagworte

#Daseinsvorsorge #Gemeinwirtschaft #Ehrenamt

Personen/Beteiligte Organisationen:

Zentrum für zivilgesellschaftliche Entwicklung, Prof. Dr. Thomas Klie, Ebru Taskir, Hannah Nebel
Hochschule Neubrandenburg, Institut für kooperative Regionalentwicklung, Prof. Dr. Peter Dehne, Maresa Pflanz

Projektlaufzeit:

Januar 2023 – Dezember 2023

Was haben Sie konkret untersucht?

Gaststätten, Läden, Arztpraxen auf dem Dorf schließen. Wir haben uns gefragt: Welche Voraussetzungen müssen gegeben sein, damit Bürgerinnen und Bürger in ländlichen Regionen die notwendige Versorgung selbst in die Hand nehmen können? Dafür haben wir 60 Orte identifiziert, die gute gemeinwirtschaftliche Konzepte erarbeitet haben. In diesen Orten haben wir Faktoren (z. B. Organisationsformen, Themen, Strukturen, Strategien) untersucht, die eine gemeinschaftliche Versorgung ermöglichen, und konkrete Handlungsempfehlungen abgeleitet.



Was sind die drei spannendsten Ergebnisse?

  • Zur Versorgung der Bevölkerung bilden Genossenschaften, Vereine, Stiftungen und Gesellschaften häufig ein Netzwerk, welches nicht nur den Dorfladen rettet, sondern vielfältige Aufgaben übernimmt.
  • Zu den Erfolgsfaktoren gemeinwirtschaftlicher Konzepte gehören die richtigen gemeinschaftsbildenden Themen der Daseinsvorsorge, Wissen und (professionelle) Fähigkeiten, gegenseitiges Vertrauen und ein konkreter Nutzen für alle, Unternehmergeist sowie die Bereitschaft, verantwortlich und kreativ mit Bürokratie umzugehen.
  • Jedes Beispiel entwickelt seine eigene Kultur des Handelns und Zusammenwirkens. Die Initiativen wachsen über die Zeit. Ein schrittweises Vorgehen, aufbauend auf gemeinsamen Erfolgen und Vertrauen, gehört zur Rezeptur der Good-Practice-Beispiele.
    Es gibt zwei Anker- bzw. Zukunftsthemen, die nahezu überall von Bedeutung sind: „Wohnen im Alter“ und „örtliche Energieversorgung“.

Welche Zahl ist brisant?

Unter den 46 Mittlerorganisationen gibt es allein sieben verschiedene Rechtsformen.



Was war Ihr “Aha-Moment”?

„Es hat mich begeistert, mit welcher Freude und welchem Stolz die Menschen über ihre Erfolge erzählt haben. Es ist dieses Selbstbewusstsein, und eine über die Zeit gewachsene Vertrauenskultur, die zeigen, dass eine gemeinwirtschaftliche und bürgerschaftlich getragene Gestaltung der örtlichen Versorgung möglich und richtig ist.“

Prof. Dr. Peter Dehne

Was …

 … kann die Politik aus den Erkenntnissen lernen?
Eine gute Zusammenarbeit zwischen Kommunalpolitik, Bürgerschaft und Verwaltung ist Voraussetzung für ein vertrauensvolles Klima und die Gewährleistung örtlicher Daseinsvorsorge. Um diese Zusammenarbeit zu stärken und gemeinwirtschaftliche Wirtschaftsformen mit Engagement und kommunaler Verantwortung zu kombinieren, braucht es kommunale „Regierungskunst“ (Good Governance). Nur mit kommunaler Wertschätzung und engagierten Bürgerinnen und Bürgern können drängende Zukunftsthemen, die die Menschen vor Ort unmittelbar betreffen, gemeinschaftlich bearbeitet werden. Dies gilt es wahrzunehmen und zu unterstützen.

… können Engagement-fördernde Organisationen lernen?
Ausreichend Fördermittel leisten einen zentralen Beitrag in der Umsetzung gemeinwirtschaftlicher Konzepte. Jedoch muss die Förderpraxis, z. B. durch Vereinheitlichung der Förderstrukturen und Entbürokratisierung, vereinfacht werden. Gemeinwirtschaftliche Strukturen müssen so unterstützt werden, dass sie aus der „Projektitis“ heraus und in stabile gemeindliche Daseinsvorsorgestrukturen hinein geführt werden.

… kann die Wissenschaft lernen?
Engagement und die örtliche Bewirtschaftung des gemeinsamen Lebens gehören zusammen. Die Verbindungslinien zwischen demokratischer Mitwirkung, bürgerschaftlichem Engagement und Gemeinwirtschaft sind bislang wenig erforscht. Den Erfolgsfaktoren und Hemmnissen bürgergenossenschaftlicher Netzwerke und Initiativen als Gestaltungsoption örtlicher (ländlicher) Daseinsvorsorge gilt es weiter explorativ nachzugehen.