Eine Bibliothek aus Menschen als Magnet
Zu Kaleb Dresden, mit seinen Standorten in der Dresdner Neustadt und der Altstadt, kommen werdende Eltern und junge Familien. Sie finden dort: Kurse und Gruppen, eine Kleiderkammer, ein interkulturelles Patenprojekt, Entlastungsangebote für Eltern, eine staatlich anerkannte Schwangerschaftsberatungsstelle, einen geschützten Rahmen für anonyme und vertrauliche Geburten sowie eine Babyklappe. Hinter vielen dieser Angebote steht ehrenamtliches Engagement, beinahe 100 freiwillige Aktive zählt der Verein. Ihren Einsatz koordinieren die Sozialpädagogin Annegret Mühl und ihre Kolleginnen.
Aufmerksam macht der Verein klassisch über Flyer, Aushänge, Mund-zu-Mund-Propaganda, Stände auf Ehrenamtsmessen und Stadtteilfesten, zudem nutzt er die Zugänge der Kooperationspartnerinnen und -partner. Mühl sagt: „Das Zauberwort, um Menschen für ein Ehrenamt zu gewinnen und sie darin zu halten, heißt Wertschätzung.“ Es gibt deshalb Geschenke zu Geburts- und Festtagen, gemeinsame Ausflüge, Grillfeste und gemeinsame Feiern.
Der besondere Clou aber ist ein anderer: 2020 haben sich Mühl und einige Kolleginnen beim Berliner Anne-Frank-Zentrum in einem besonderen Erzähl-Format schulen lassen. Es nennt sich „lebendige Bibliothek“ und funktioniert im Prinzip wie eine normale Bibliothek – nur dass anstelle von Büchern Menschen im Raum stehen und ihre eigene Geschichte erzählen. Ein „Klappentext“ jedes Erzählenden kündigt sein Thema an. Der Verein lud dafür öffentlich ein, das Interesse am Zuhören war groß. Auch von den Ehrenamtlichen wollten viele gerne als „Buch“ dabei sein. „Das Format hat ihre einzigartigen Potenziale gewürdigt“, sagt Annegret Mühl. Mit der lebendigen Bibliothek wurden die Ehrenamtlichen ins Rampenlicht geschoben, was sie selbst gestärkt hat. Doch nicht nur das: „Das Format hat auch viele Zuhörende zu einem Ehrenamt ermutigt.“