Eine Stadt engagiert sich – für eine gemeinsame Zukunft

Honig von den Bienen aus dem Park, Saft von städtischen Streuobstwiesen, Hochbeete in Patenschaften: Die 13 000-Einwohner-Stadt Zella-Mehlis in Südthüringen ist eine sogenannte „essbare Stadt“. Das partizipative Gärtnern ist Teil von „Aufwind“, einem Projekt des Kunst- und Kulturvereins. Schauspielerin Julia Pöhlmann und ihre Kollegin Sandra Gutsche betreuen Aufwind hauptamtlich – zum Angebot gehören auch ein Reparaturcafé, Gib- und Nimm-Märkte, Jugendkulturprojekte und Vortragsreihen mit bis zu 500 Gästen. Das Ziel: ein „lebendiges, nachhaltiges, generationenübergreifendes Zusammenleben“.

Julia Pöhlmann, die in Zella-Mehlis aufwuchs und nach achtjähriger Abwesenheit wieder dort lebt, stellt immer wieder öffentlich die Frage: Wie wollen wir hier zusammen leben? Was brauchen wir, was dürfen wir uns leisten, was müssen wir bewahren? Fragen, die alle gleichermaßen bewegen. Antworten gibt zum Beispiel nun eine Zukunftswerkstatt, an dessen Grundlagen Vertreterinnen und Vertreter aus Politik, Verwaltung und Zivilgesellschaft beteiligt waren – Kontakte und Zugänge, die auch für die Gewinnung von ehrenamtlich Aktiven wichtig sind.
Ideen für neue Projekte sind immer willkommen, umgesetzt werden sie gemeinsam mit Pöhlmann und ihrer Kollegin. „Ehrenamt braucht Hauptamt“, sagt sie. „Viele möchten sich inhaltlich einbringen – aber man muss auch Förderanträge schreiben, Kooperationen und Kommunikationsstrukturen pflegen, das ist ehrenamtlich auf Dauer nicht zu leisten.“

Seit die Stadt einen Personalkostenzuschuss für die Stelle gibt, die sich Julia Pöhlmann und Sandra Gutsche teilen, können sie den ehrenamtlichen Einsatz strukturieren und das Angebot vergrößern. Auch das zieht neue Freiwillige an. Die jüngsten sind gerade mal 15 Jahre und lernen im Reparaturcafé. Zudem setzen die beiden auf Partizipation, Netzwerkarbeit mit anderen Organisationen, aber auch auf Ehrenamtsbescheinigungen, um Interessierte anzulocken.