Wer traut sich, Trauerarbeit zu übernehmen?
Bedenkt man, dass „Tod“ und „Sterben“ keine allzu einladenden Begrifflichkeiten für ein Ehrenamt sind, ist der Zugewinn an Engagierten bei Wolfsträne ein Wunder. 2017 hat Katrin Gärtner mit zwei weiteren Ehrenamtlichen ihren Verein in Leipzig gestartet. Kinder und Jugendliche, die einen Elternteil oder ein Geschwisterkind verloren hatten, sollten altersgerecht bei der Trauerarbeit unterstützt werden können. Heute kümmern sich 40 Personen ums sie, 36 davon ehrenamtlich.
Dieses Wachstum hat laut Julia Enoch, der stellv. Vorstandsvorsitzenden, nicht mit dem einen Königsweg zu tun, sondern mit einer Reihe von Wegen. Dazu gehören persönliche Empfehlungen von Familien, die bereits begleitet wurden, an andere Personen, die ein ähnliches Schicksal durchleben. Dazu gehören Elternteile, die von sich aus ihr Engagement anbieten, während ihr Kind noch in einer Trauergruppe ist. Dazu gehören Kontakte von Netzwerkpartnerinnen und -partnern wie Kriseninterventionsteams, Krankenhäusern, Hospizen, aber auch Schulen und Kindergärten.
Und dazu gehören Veranstaltungen wie die Leipziger Engagementmesse. Nicht zu vergessen: die gute alte Presse! Ein Beitrag in einer kostenlosen Sonntagszeitung sorgte 2018 für viel Resonanz. „Wir sind heute in der schönen Situation, dass wir noch genauer auf wesentliche menschliche Kriterien achten können, sodass wir Hilfswillige auch ablehnen können“, so Julia Enoch. „Ganz wichtig sind Empathie und Freude an der Arbeit mit jungen Menschen.“ Diese findet nach einem Todesfall zuerst in individueller Einzelbegleitung statt, später in kleinen Trauergruppen über mehrere Monate. Und natürlich werden die Ehrenamtler entsprechend geschult. Jeder besucht jährlich ein Seminar, das Wolfsträne bezahlt, und es gibt jedes Jahr ein ganzes Seminar-Wochenende zum Austausch.
