Grüne Grafik mit einer gelben gezeichneten Glühbirne. Text: #EngagiertGeforscht. Ruhr-Universität Bochum, Stadt Bochum, Stadt Leipzig. Neue Formen des Engagements von jungen Menschen im städtischen Raum (NEOBE II). Studienbericht

Schlagworte

#neueEngagementformen #Jugendliche #VergleichBochumLeipzig

Personen/Beteiligte Organisationen:

Ruhr-Universität Bochum, Zentrum für interdisziplinäre Regionalforschung (ZEFIR): Daniel Schubert, Dr. David H. Gehne, Dr. Marc Neu, Prof. Dr. Sören Petermann
Stadt Bochum: Sandra Brück, Referentin der Dezernentin für Jugend, Soziales, Arbeit und Gesundheit
Stadt Leipzig: Christian Hoffmann, Koordinator für Jugend und Bildung

Projektlaufzeit:

April 2022 – Dezember 2023

Was haben Sie konkret untersucht?

Wir haben untersucht, wie sich junge Menschen heute abseits klassischer ehrenamtlicher Vereinstätigkeit engagieren. Einen besonderen Fokus haben wir auf digitales Engagement, Voluntourismus (= Kombination aus touristischer Reise und Engagement) und episodisches Engagement (= kurzzeitiges Engagement, z. B. während einer Veranstaltung; meist projektförmig oder auf ein Ereignis bezogen) gelegt.

Was sind die drei spannendsten Ergebnisse?

Episodisches Engagement wird von (nahezu) der Hälfte der Engagierten betrieben. Deutlich seltener, aber immerhin noch jede/r Fünfte engagiert sich digital. Ebenfalls jede/r Fünfte engagiert sich im Ausland (Voluntourismus).
Ein Engagement der Eltern wirkt als Vorbild. Junge Menschen, deren Mütter selbst engagiert sind oder waren, sind eher freiwillig engagiert, ergreifen eher episodische Engagements und engagieren sich im Ausland. Ein Engagement von Vätern wirkt sich hingegen nur auf das freiwillige Engagement aus, nicht jedoch auf die neuen Engagementformen.

Was …

 … kann die Politik aus den Erkenntnissen lernen?
Politik und Zivilgesellschaft sollten auch im Rahmen der etablierten Formen des ehrenamtlichen Engagements in Vereinen und formalen Organisationen digitales Engagement ermöglichen.

… können Engagement-fördernde Organisationen lernen?
Episodisches Engagement ist weitverbreitet und kann als Engagement auf Probe gesehen werden, weil sich viele nach einem episodischen Engagement für ein kontinuierliches Engagement entscheiden. Solche auf Projekte fokussierte, befristete Formen sollten stärker von etablierten Vereinen und Organisationen zur Mitgliederrekrutierung genutzt werden.
Auch auf digitale Medien sollten klassische Engagement-Organisationen setzen, wenn sie junge Menschen ansprechen wollen.

Welche Zahl ist brisant?

Freiwilliges Engagement wird von der überwiegenden Mehrheit (vier von fünf Befragten) als sinnvolle Tätigkeit anerkannt. Dennoch haben die Engagierte auch einen kritischen Blick auf die unterschiedlichen Engagementformen. Etwa ein Drittel nennt freiwilliges Engagement ein „Hobby für Weltverbesserer“. Circa 40 Prozent bejahen die Aussage „man muss sich ein Engagement leisten können“.

Was war Ihr “Aha-Moment”?

„Voluntourismus hatte ich als einen Ausdruck sozialer Ungleichheit erwartet, das muss man sich leisten können und sollte stark durch die soziale Herkunft des Elternhauses geprägt sein. Unsere Ergebnisse zeigen aber, dass maßgeblich junge Menschen mit Zuwanderungsgeschichte davon Gebrauch machen – wahrscheinlich auch, um Verbindungen zum Herkunftsland aufrechtzuerhalten und damit transnationale Räume zu festigen.“

Prof. Dr. Sören Petermann